Mittwoch, 25. Mai 2011

Luftwaffen - Ensemble „TIEFFLUG“ veredelte Klassiker

Bericht zum:

Benefizkonzert für die „Manfred-Keller-Stiftung“ in Neibsheim


Normalerweise ist das tiefe Blechregister eines Blasorchesters an eine brave Begleitfunktion gebunden. Wenn nun solch ein Rudel Blechbläser von der Leine gelassen wird, dann will es nicht beißen, sondern spielen. Und das in technischer Hochform.
Das Tubenensemble „Tiefflug“ vom Luftwaffenmusikkorps 2 aus Karlsruhe verpasste bei seinem Benefizkonzert dem verstaubten Partiturenkeller einen blitzenden Frühjahrsputz: Bekannte Klassiker wurden da erhellend aufpoliert.
Zum Auftakt fielen diese zunächst artigen Amigos mit einem mexikanischen Marsch in der Neibsheimer Talbachhalle ein, um anschießend eine artistische Flugshow durchs Orchesterrepertoire zu starten. Der „Tieffliegermarsch“ mit pointiert perlenden Schlägen auf der kleinen Trommel offenbarte ein überraschendes Klangspektrum an erdigen Tönen: Mal quakend, mal quirlig vollbrachte dieses qualitativ hochwertige Quartett eine durchaus goldige Glanzleistung.
Bei der treibenden „Tarantella“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy trat Ensemble-Chef Jürgen Weber mit seinem Euphonium in den solistisch virtuosen Vordergrund. Das Originalwerk „Benediction“ von John Stevens entwickelte sich Dank harmonischer Raffinessen zu einem lyrischen Ruhepol: Eine behutsame, fast zärtliche Dynamik wurde von einer fantastischen Phrasierung gekrönt.
Der „Csárdás“ von Vittorio Monti gab Tubist Alexander Felz reichlich Gelegenheit, aus seiner Tuba nach seufzender Melancholie einen furiosen Jubel zu zaubern. Felz ist der Prototyp eines Tubisten. Ein Luftwaffenmusiker mit beeindruckenden Ressourcen in den voluminösen Lungenflügeln.
Doch das Ensemble konnte noch einen draufsetzten: Korsakows atemberaubender „Hummelflug“ schwirrte und brummte verblüffend flott durch die bestechend brillanten Register. Da werden die Ventilklappen und Lippen zur Klaviatur. Die energiegeladenen Euphoniumspieler Alexander Wurz und Florian Weber katapultierten mit dem Tubisten Andreas Hacken eine effektvolle Rasanz aus den Schalltrichtern. Da musste sogar der Perkussionist Thomas Wünschel seine Stöcke gegen eine Fliegenklatsche tauschen, um auf eine schlagfertige und treffsichere Insektenjagd zu gehen.
Johannes Brahms‘ Klassiker „Guten Abend, gute Nacht“ kam auch nicht ungeschoren davon: Das Ensemble lotete ein hypnotisierendes Spektrum an Harmonien aus und imitierte als angriffslustiges Akkordgeschwader einen swingenden Saxophon-Chorus in bester Big-Band-Manier.
Beim Mozart-Adagio gesellte sich Hauptmann Martin Jankovsky am Klavier dazu und garnierte klassische Delikatessen mit Salsa- und Sambafrüchten. In einem clever geblasenen „Comedian Harmonists Medley“ stibitzte diese famose Truppe für eine feine Gesangseinlage eine große Portion Extraapplaus. „Birdland“ flatterte gar mit einer charmanten Sitztanz-Choreografie durch die Talbachhalle.
In der rhapsodisch swingenden Fusion von Ellingtons „A Train“ und der „Schwäbischen Eisenbahn“ durften diese locker schnaufenden Lokomotivführer ordentlich Dampf ablassen. „Tuxedo Junction“ machte schließlich klar, dass kreative Tubisten den effektvoll gleitenden „Wah-Wah-Effekt“ mit Hilfe von Toilettendeckeln humorvoll umsetzen können. Das Publikum hatte viel zu Lachen.
Erich Felleisen, erster Vorsitzender der Manfred-Keller-Stiftung, zu deren Gunsten das Ensemble aufgespielt hatte, dankte herzlich den „Tieffliegern“ und dem Musikverein Neibsheim für die Organisation und Ausrichtung des Konzerts.
Die Zugabe war eine Neuauflage der Zapfenstreich-Serenade für Karl-Theodor zu Guttenberg: „Smoke On The Water.“ Straffe Militärmusik und hämmernder Hardrock passen also ganz gut zusammen.

Autor: Bernd Neuschl

(Bilder zum Konzert mit dem Ensemble Tiefflug gibt's in unserer Fotogalerie unter http://goo.gl/vL9ws)

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